FCSP - DRESDEN/UNION - FCSP.

Bedingt durch meinen etwas längeren Aufenthalt in Berlin gibt’s diesmal 2 Spielberichte in einem. Und deswegen ist die Gemütslage auch nicht so ganz eindeutig.

 

Gerne denke ich auch jetzt noch, über eine Woche später, an den Montagabend zurück, an dem Sebastian Maier und sein rechter Fuß eine dieser kleinen Geschichten schrieben, die selbst Rosamunde Pilcher als zu unrealistisch und kitschig abtun würde.


Da dominiert der FC St. Pauli eine komplette Partie über das Spielgeschehen, hat wirklich gute Chancen, treibt mich (und nicht nur mich!) in den Wahnsinn, indem er nach einem Standard das 1:0 kassiert, schlägt dann eiskalt nur 3 Minuten später per Freistoß zurück, verursacht dann sogar noch einen Strafstoß und als wäre Das nicht genug, wird der auch noch klasse pariert. Und doch verblasste all das neben den Geschehnissen der 88. Minute. Buchtmann wird gefoult, es gibt Freistoß auf halbrechter Position, vielversprechend für einen Linksfuß. Buchtmann bekommt einen Krampf, die Ausführung verzögert sich und so kann Michael Frontzeck noch einen Wechsel durchführen: Sebastian Maier soll kommen, 19 Jahre, frisch aus München von der Löwen.

 

Der Mannschaft und auch denjenigen Zuschauern, welche die Partien gegen Besiktas oder Karlsruher SC gesehen haben, ist Maiers qualität bekannt: Freistöße schießen, das kann der Junge! Tschauner sprintet aus seinem Kasten, macht den Verantwortlichen klar: Schnell, wechselt den ein, der macht das.


Kringe, der später zugibt den Freistoß fest für sich eingeplant zu haben, tritt beiseite. Maier kommt aufs Feld, Maier guckt den Ball an, befindet die Position für gut, tritt kurz den Rasen fest und haut das Ding mit Rechts über die Mauer in die Machen. Einfach so. Mit seiner allerersten Ballberührung. In diesem Fall sogar wortwörtlich zu verstehen. Der Rest: Freude, Jubel, Erleichterung, Bier. Viel davon.

 

Eine Woche später: Berlin, tief im Osten, früh am Tag. Mit einer Freundin aus Berlin, Caro, Siggi, Raphael und Philipp Erbse vor der alten Försterei. Raphael will ins Stadion, ich ebenso. Die USP auch, die lässt aber bis kurz vor Anpfiff auf sich warten. Das positive: Viel Platz im Gästeblock, als wir eintreffen. Freie Platzwahl, gute Sicht. Das Negative: Keine Choreo. Man konnte nur erahnen, wie schön das Meer aus Braunen, Weißen und Roten Fahnen mit dem Vereinswappen darauf ausgesehen hätte. Schade, aber beim nächsten Mal hoffentlich genauso gut. Der Anpfiff ertönt, das Aux Armes soll folgen. Dann richte ich meinen Blick das erste Mal aufs Spielfeld, es wird laut, ich sehe: Bartels auf links, ganz vorne, mit Ball. Der gibt die Kugel in die Mitte. Ich denke: Das wird doch wohl nicht – und zack! Jubel!
Genau diesen Bartels sehe ich dann keine fünf Minuten später wieder auf der linken Seite, im Strafraum, zieht ab, das Ding schlägt rechts oben im Eck ein. Wieder Jubel! Und was für einer! Die Minuten danach herrscht logischerweise fantastische Stimmung um uns herum und doch war ich nicht entspannt, irgendetwas in mir wollte dieser 2:0 Führung nach 6 Minuten keinen Glauben schenken. Und wurde in den folgenden anderthalb Stunden auf grausame Weise bestätigt. Elfer für Union, noch vor der Pause, Mattuschka macht ihn rein, Tschauer ist fast dran, hält aber davor schon einige Male wirklich gut.

 

In hälfte Zwei nimmt das Unheil dann seinen Lauf. Nemec nach ner Ecke, Terrode nach ner Flanke, Union gewinnt 3:2. Thy zwischendurch noch mit einem klasse Schuss, der aber knapp rechts vorbei geht. Ja, auch so frustrierend kann Fußball sein. Statt vorne dabei erstmal weiter im Niemandsland der Tabelle.

 

Mit einigen Tagen Abstand bleiben aber doch einige schöne Momente: Die Stimmung im Block, das Singen gegen den Frust auf dem Weg zurück in der Bahn auf dem Weg zum Ostkreuz. Ebenfalls bleibt ein tyischer Moment mit der Polizei, die den Bahnhof in Köpenick abgeriegelt hatten. Auf meine Nachfrage, ob es denn heute schon Konflikte zwischen Union-Anhängern und St. Pauli-Fans gegeben hätte, konnte mir die Beamtin zwar nur mit nein antworten, trotzdem wollte man zunächst nur St. Paulianer auf den Bahnhof lassen. Sei's drum, dafür hatten wir immerhin in der Bahn die akustische Übermacht und einen entspannten Rückweg.

 

Jetzt ist erstmal Länderspielpause, FSV Frankfurt heißt der nächste Gegner.
Nach all den Aufregungen der letzten Wochen wünsche ich mir eigentlich nur ein ruhiges Spiel, einen Sieg, 3:0 vielleicht, wie der in der letzten Saison, den ich live auf der Gegengrade bestaunen durfte. Aber dann fällt mir ein, welchem Verein mein Herz gehört und ich weiß, dass es aller Vorraussicht nach nur bei dem Wunsch bleiben wird. Und trotzdem, oder vielleicht auch ein bißchen deswegen freue ich mich schon jetzt auf die Partie.

 

Forza Blaubären! Allez Braun-Weiß!

 

 

Tim H.

 

 

Union - FC St. Pauli 2013.
Union - FC St. Pauli 2013.

 

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Caro (Mittwoch, 04 September 2013 10:49)

    Oben ne Momentaufnahme; ärger mich immer nur, dass ich von Nina nur die Hälfte mitbekomme, muss nicht sein - wie ich finde