INTERVIEW: DIE BONNER BLAUBÄREN

Das Blaubären Interview auf der Homepage des FC. St. Pauli.

Rubrik "Unser Heimspiel", 11.09.2012

FC St. Pauli Fanclub Käptn. Blaubär Bonn.
Sommerfest 2012.

Auf eurem Logo ist statt Jolly Roger Käpt’n Blaubär zu sehen! Wie ist es denn zu dieser ungewöhnlichen Kombination gekommen?

Käpt‘n Blaubär ist ja bekanntermaßen ein furchtbar netter Typ, der viel Seemannsgarn schnackt und unendliche Lügengeschichten erzählt, gesellig und reiselustig ist. So wie wir! Außerdem ist er ein Charakter, der sowohl aus dem Norden kommt und eine Verbindung zur See und zu Piraten hat, als auch Rheinländer ist.

Deshalb haben wir ihm auch eine Pappnas‘ aufgesetzt – fertig war unsere Galionsfigur, unter deren Flagge wir uns in jede See wagen! Noch heut steht unser Käpt‘n handgemalt auf der Fahne zusammen mit vielen Unterschriften von Spielern und Betreuern und wir würden uns freuen, wenn es von Spiel zu Spiel mehr würden!

 

Erzählt mal ein bisschen von euch. Wie und wann kam es zur Gründung eures Fanclubs, wie viele Mitglieder hat der Club und wofür steht ihr?

Man kannte sich irgendwoher, vor allem vom Getränkekonsum, den gemeinsamen Segeltörns zu FC St. Pauli Spielen und wollte die tiefe Verbundenheit mit dem legendären FC St. Pauli, den Recken aus dem Norden, manifestieren. – Kurz: Es gab keinen Grund, warum man nicht schon längst einen Fanclub gegründet hatte. Dann ging alles ganz schnell: 2002 offizielle Gründung, Satzung … der FC St. Pauli – Fanclub Käptn Blaubär Bonn war geboren! Es folgten chaotische Abstimmungen, das Verwerfen der Satzung, Unmengen von Getränken, endlose Reisen, unfassbar viel Spaß – das Übliche eben. Mittlerweile sind wir vermutlich so um die vierzig Mitglieder, auf jeden Fall ein bunter Haufen: ein paar Silberrücken, ein paar Kiezpiraten, ein paar Gestrandete. – So verbringen wir unter dem Motto “ALLES KANN, NIX MUSS“ viel Zeit miteinander.

 

In eurer Stammkneipe, dem „Limes“, habt ihr euch einen eigenen Hamburger Hafen in Bonn geschaffen. Beschreibt doch mal, wie sieht dort ein typischer Spieltag für euch aus?

Natürlich beginnt ein Spieltag mit dem Anstoß zum Anstoß mit einem feinen Astra. Außerdem plündern wir die Kombüse der gegnerischen Mannschaft und so gibt es bei uns regionale Köstlichkeiten. – An dieser Stelle ein Dank an unseren Wirt Martin, der nix gegen die fremdländischen Speisen in seinem Schankraum hat. Wenn wir einen neuen Matrosen an Bord begrüßen, dann gibt es ein volles Tablett zum Einstand. Da wir leicht bestechlich sind, begrüßen wir Neulinge gern! Im weiteren Verlauf des Spiels wird dann unser Phrasenschwein gefüttert bis es platzt. Einen Teil dieser Einnahmen spenden wir an Viva con Agua, mit einem anderen Teil finanzieren wir den Fanclubbeitrag. Der Rest geht bspw. in die Finanzierung unseres jährlichen Sommerfestes. Und nach dem Spiel ist bei uns natürlich auch vor dem Spiel. (Ups, das gibt ein Scheinchen ins Schwein!) So bleiben wir noch zusammen, spinnen Seemannsgarn, hecken die nächsten Kaperfahrten aus und laben uns an leckeren Getränken.

 

FC St. Pauli Fanclub Käptn. Blaubär Bonn.

Nach Hamburg müsst ihr etwa 450 km mit dem Auto fahren, eine Zugfahrt dauert ca. fünf Stunden. Schaut ihr Euch oft Spiele am Millerntor an oder seid ihr eher auf Auswärtsfahrten mit dabei?

Wir stechen überwiegend für Auswärtsspiele in See, sofern wir denn ausreichend Karten ergattern konnten – leider kriegen wir oft nur Sitzplätze und nur ganz wenige Stehplätze. Das ist etwas schade, denn wir hängen nicht nur am FC St. Pauli, sondern auch aneinander und würden am liebsten alle zusammenstehen, die Fahne schwingen und die schönsten aller Lieder singen – im Stehen!

 

Regelmäßig fahren aber auch Blaubären ans Millerntor und dann ist es Ehrensache, dass die Fahne auch dort gehisst wird, damit die Daheimgebliebenen in großen Jubel ausbrechen können, wenn die Fahne bei der Übertragung zu sehen ist!

 

Könnte man die Auswärtspartie in Stanis & Trullers neuem Zuhause als euer persönliches Heimspiel bezeichnen? Schließlich sind es bis Köln nur knappe 30 km.

Nein, denn Köln ist nicht Bonn und schon gar nicht Hamburg. Wir würden es unser nächstgelegenes Auswärtsspiel nennen. Aber als Blaubären sind wir auch regional aktiv und unterstützen zum Beispiel den Bonner SC, seit dieser Saison sogar als Trikotsponsor, damit der Club nicht havariert. Ein halbes Heimspiel wäre also mal ein Spiel im Sportpark Nord des BSC – Pauli hat doch nicht nur eine geile 1. Mannschaft und bestimmt wollten die St. Paulianer schon immer mal den Rhein runtersegeln. Und wenn Stani oder Truller mal Heimweh haben: Unser Heimathafen, das Limes, steht jedem offen. Wir sind jeden ersten Mittwoch im Monat zum Stammtisch da und natürlich zu den Spielen. Gute Freunde besucht man doch gerne … Und wie ihr sagt: Es sind ja nur 30 km! P.S. Stani, der Kaffee ist 1A!

 

Das Wiedersehen der direkten Konkurrenten wird sicher spannend und emotional. Was erwartet ihr von dem Spiel in Köln? Habt ihr eine Prognose, wie dieser Krimi ausgehen wird?

Wir erwarten natürlich Zauberfußball und ein hundertstes Zweitligator von Ebbe! Außerdem hoffen wir, dass die Kölner sich als gute Gastgeber zeigen. Aber vor allem hoffen wir, dass Stani und Truller den Kölnern noch eine Weile als Trainer erhalten bleiben und sie sich bei uns Rheinländern wohlfühlen! Unsere Erlebnisse während der Kaperfahrt nach Köln könnt ihr dann unserem Spielbericht entnehmen!

 

Was ist eure schönste Erinnerung als Fanclub, z.B. eine besondere Auswärtsfahrt, eine Begegnung mit Spielern des FC St. Pauli, etc.?

Wir haben eine enge Freundschaft mit dem Skarrastka Fanclub in der Eifel, der jedes Jahr mit dem Skarrastka Cup ein großartiges Event organisiert – naja wir wurden nur Vorletzter beim Kicken, konnten aber den Saufpokal für uns entscheiden. Unsere Sommerfeste sind legendär, am 1. Mai ging‘s zu „Bonn ist Bunt“, einer Gegendemonstration zum Nazi-Aufmarsch in Bonn-Beuel und jede Auswärts-Kaperfahrt ist natürlich ein Highlight, die Heimfahrten zum Millerntor ganz besonders! Beinahe jedes Jahr trifft man uns bei der Stunksitzung in Köln an, natürlich verkleidet als Piraten oder Blaubären, aber auf jeden Fall mit Fahne. Dann ist es ein absolutes Highlight, den Elferrat zu stürmen und oben auf der Bühne zu stehen! Das persönliche Highlight von Micha war das 7:1 in Braunschweig, für Wolff der Aufstieg in Nürnberg und so hat jeder von uns auch jede Menge persönliche Anekdoten. – Kommt doch mal vorbei und hört sie euch an!

 

Und zum Schluss vervollständigt bitte diesen Satz: „St. Pauli ist für uns …“

„…en jefööhl!“ (ein Gefühl) Das ist unser kleinster gemeinsamer Nenner.

Aber wir wären nicht wir, wenn es nicht auch dazu tausend verschiedene Meinungen, Phrasen, Überzeugungen oder einfach nur ein totales Durcheinander gäbe: Also, St. Pauli ist für uns: … nie langweilig! ...ein ewiges Auf und Ab; ein kulinarischer Höhepunkt; die geilste Nebensache der Welt; ein Zuhause im Exil; der beste Club der Welt, weil er gegen Rassismus, gegen Gewalt und gegen Homophobie steht; das Oberhaupt der bunten Blaubären-Familie ... und, und, und.

 

Wir finden es klasse, dass über diesen Weg auch für die Fans eine Möglichkeit entstanden ist, sich vorzustellen und auszutauschen. Vielen Dank!!